Das ätherische Lavendelöl ist das wichtigste und beliebteste Öl in der Aromatherapie. Es hilft köperlich und seelisch, Extreme auszugleichen und das innere Gleichgewicht wieder zu finden. Seit Jahrtausenden ist der Lavendel ein hilfreicher Begleiter und Helfer der Menschheit.
Dem französischen Chemiker Rene´Maurice Gattefosse´verdanken wir die therapeutische Wiederentdeckung dieses Öls mit seiner heilenden Wirkung bei Verbrennungen.
Lavendel ist nicht gleich Lavendel
In der Aromatherapie unterscheiden wir zwischen dem Echten Lavendel (Lavendel fein oder extra), dem Lavandin, dem Speick- und dem Schopflavendel.
Lavendel fein oder extra (Lavandula officinales, L. angustifolia, L. Vera) ist für die Therapie unbedenklich. Dieses Öl hat einen hohen Anteil an Estern und ist dadurch besonders hautfreundlich und entspannend. Es gehört zu den großen Tröstern in der Not und hilft bei Angsterkrankungen, Schock, Stress, Schlaflosigkeit. Sein Anwendungsbereich auf körperlicher Ebene ist unausschöpflich (Akne, erhöhter Blutdruck, Ulcus cruris, nervöse Magenschmerzen, Hautjucken, Wundheilung, Blasenentzündung, Gelenkentzündung, klimakterisches Syndrom, Migräne).
Der Esteranteil von 40% in Form von Linalylacetat gibt diesem Lavendelöl seine blumige Note. Es wirkt unmittelbar beruhigend auf das zentrale Nervensystem und gleichzeitig entspannend auf die verschiedensten Organe. Nervlich ausgleichend schützt es uns vor übermäßigen Reizen und lässt uns wieder zu unserer Mitte gelangen, um Ruhe zu finden.
Synergistisch wirkende Ölmischungen z.B. mit Bergamotte oder Muskatellersalbei steigern das persönliche Wohlbefinden, in dem sie positiv regulierend auf die Ausschüttung von Serotonin im Gehirm wirken. Dieser Botenstoff, der für heitere Gelassenheit sorgt, stürzt bei Stressbelastung schnell ab. Aggressivität, Nervosität und allgemeine Unruhe sind die Folgen. Nervöse Kopfschmerzen, Herzschmerzen ohne organische Ursache, Schlafstörungen, depressive Verstimmungen sind die Symptome, die auch bei Kindern auftreten können. In Kombination mit entspannenden und stimulierenden Inhaltsstoffen ätherischer Öle, stellt sich wieder eine gewisse „Ordnung“ im Gehirn ein.
Zur Stimulation bestimmter Akupressurpunkte und unter Anwendung einer individuellen Ölmischung, die ich nach gewissenhafter Anamnese erstelle, erlebt meine Patientin und mein Patient Hilfe zur Selbsthilfe und kann aktiv auf seinen Heilungsprozess einwirken. Lavendel in dieser Ölmischung verleiht Kraft und Mut und gleicht Stimmungen aus.
Der Speicklavendel (L. Spica, L. Latifolia) wirkt durch seinen hohen Gehalt an Monoterpenolen stark antibakteriell, durch Oxide stark schleimlösend und durch Ketone beruhigend auf das zentrale Nervensystem. Ich verwende ihn gerne mit Zypresse und Zitrone bei Atemwegserkrankungen. Es ist inzwischen wissenschaftlich belegt, dass Speicklavendel das Wachstums von Tuberkulosebakterien hemmt.
Lavandin (Lavandula hybrida) - eine Kreuzung zwischen Lavandula officinales und Lavandula spica - ist ein bisher unterschätztes Öl der Aromatherapie. Lavandinöl ist ein gutes Kreislauftonikum. Es reguliert niedrigen Blutdruck und stärkt das Herz. Es ist nicht geeignet bei Schlafstörungen aber sehr gut zur Wunddesinfektion und Wundheilung, wirkt beruhigend auf die Muskulatur und ist somit ein ausgezeichnetes „Sportleröl“.
Der Schopflavendel (Lavandula stoechas) prägt mit seinem violetten Blau zusammen mit dem Weiß und dem Rosa der Cistrose und dem leuchtenden Gelb der Immortelle das bunte Bild der französischen Küstenlandschaft. Mit seinem hohen Gehalt Monoterpenketonen wirkt der Schopflavendel ausgezeichnet schleimverflüssigend in den Atemwegen und ist sehr gut wirksam bei Otitis media (Mittelohrentzündung), Brochitis und Erkältungskranheiten. Er hat sehr gute zellerneuernde Eigenschaften und fördert somit seine Wundheilung und Narbenbildung, erfordert jedoch „handwerkliches Geschick“ und ist, anders als Lavendel fein und extra, für die Hausapotheke weniger geeignet.
„Der Lavandel ist mit seinen warm-trockenen Eigenschaften dem Merkur zugeordnet. Er ist in diesem Sinne ein wahrer Seelenführer (Hermes Psychopompus). Mit der Anwendung des Echten Lavendels für die Region des Solarplexus erreichen wir nicht nur eine Beeinflussung des Organgehirns unseres Bauchraumes, sondern wir helfen uns und dem Patienten, wieder in die Mitte zu kommen. Wer unter Migräne leidet, wer darüber hinaus lernen möchte, innen von außen, fremd von eigen zu unterscheiden, dem empfiehlt sich ein altes Rezept der Phytagoräer: Löse 20 Tropfen Lavendel in Salz und gebe es in 38 Grad heißes Badewasser, ...“
Dr. Erwin Häringer
Quellen: Primavera
Taomed
Claudia Steiner Aromakosmetik